Fragen und Antworten
Oliver, schön Dich zu treffen. Um gleich mal mit der Türe ins Haus zu fallen – Was bist Du eigentlich: ein Webdesigner, Printdesigner oder Magazinlayouter?
Ich würde mich im klassischen Sinne als „Universalgrafiker“ bezeichnen. Ich komme aus dem Printbereich, bin mit dem Web beruflich groß geworden und habe bei Magazinen reichlich Zeitschriftenerfahrung gesammelt. Ich bin die Summe meiner „Standbeine“.
Endlich ist Deine neue Website im Netz. Wir haben lange darauf gewartet. Eine schwere Geburt?
Naja, seit dem letzten Relaunch im Jahr 2011 war es höchste Zeit, dass da mal wieder was neues an den Start geht. Bekanntlich ist das ja immer so eine Sache mit den „eigenen Sachen“: Wenn man mal für sich selbst etwas gestalten soll, dann scheitert es manchmal entweder an den eigenen Ansprüchen oder schlicht und ergreifend am passenden Zeitfenster. Aber irgendwann konnte ich die Website doch neu aufsetzen und die Sache fing an, Eigendynamik zu entwickeln. Texte hinterfragen, alte Arbeitsproben rausschmeißen, neue Referenzen sammeln und optisch aufbereiten, alles in eine zeitgemäße Form bringen… ! Ach ja – am Ende die SEO nicht vergessen. Wobei: ein „Ende" gibt es hier ja sowieso nicht, die Seite soll ja „leben" – das heißt, sie muss regelmäßig gefüttert werden.
Und, zufrieden?
Na klar! (lacht)
Was soll eigentlich das Foto auf deiner Startseite bedeuten?
Das Sammelsurium auf meinem Schreibtisch symbolisiert alles, was den Designer Oliver Bosch ausmacht – vom althergebrachten Handwerkszeug wie Skalpell über die üblichen Tools wie Kamera, Rechner und iPad bis hin zu Dingen, die den „Menschen Bosch" symbolisieren (z.B. der Musik-Schlumpf, Red.).
Das alles nicht wild durcheinander, sondern wie ein „Layout" geordnet. Gestaltung ist immer da, sie umgibt uns.
Bleiben wir beim Thema „Gestaltung": Wer ist deine Zielgruppe?
Grundsätzliches Ziel der Eigendarstellung eines Grafikers ist natürlich, potentielle Kunden anzusprechen. Wobei ich es nicht nur auf diesen Leserkreis beschränken möchte. Manche „News“-Beiträge richten sich auch an alle Interessierten aus der Branche, web- und grafik-affine Leute sozusagen. Ich stelle mir da so eine Verquickung aus eigenen Newsmeldungen und einem Sammelsurium an Web-, Typo- und Zeitgeistfundstücken vor. Wobei man sagen muss, dass vieles davon inzwischen auch eher bei Facebook, Instagram etc. stattfindet – „tagesaktuelle Gedanken" sozusagen (Links siehe rechts unter dem Portrait).
Kann man also als Designer mit einer „klassischen Website" überhaupt noch Kunden ansprechen?
Machen wir uns nichts vor: Fast alle Jobs kommen irgendwie durch Empfehlung zustande. Auch in diesem Fall will man natürlich wissen, mit wem man es zu tun hat – dafür ist diese Seite gemacht.
Und wie sieht es preislich aus? Wer kauft schon gerne die Katze im Sack...
Beim Metzger kostet die gleiche Menge Wurst für alle Kunden gleich. In unserer Branche dagegen ist jeder Job anders beschaffen und will individuell kalkuliert werden. Vor Erteilung eines Auftrages wird natürlich ganz klar über die Kosten gesprochen. Es gibt ein erstes Briefing (Erörterung der Aufgabenstellung), danach erstelle ich ein Angebot, ggf. kommt es zur Rücksprache und Anpassungen, dann erst erfolgt der Auftrag.
Mit einigen Stammkunden gibt es außerdem das Agreement, dass einfach nach Aufwand per Stundensatz abgerechnet wird. Ich handhabe das fair und transparent, sodass es keine Unstimmigkeiten gibt und das Tagesgeschäft flott durchläuft.
Wie geht es nach der Auftragserteilung weiter, z.B. bei einem Webprojekt?
Es muss natürlich über das angepeilte Zeitfenster gesprochen werden. Eventuell auch über verschiedene Ausbaustufen, um das Projekt in „Häppchen“ zu unterteilen. Wenn aufgrund des Briefings schon klar ist, was rein soll in die neue Website, dann erstelle ich eine Webstruktur. Das ist sozusagen das Gerüst, der logische Aufbau des Internetauftrittes. Struktur geht dann zum Kunden, es erfolgt die Anpassung oder das O.K. Mit der Struktur als „Pflichtenheft" sollte der Kunde nun in der Lage sein, Text- und Bildmaterial zu liefern. Bei Bedarf habe ich Texter und Fotografen zur Hand, die ich empfehle.
Wie geht es dann weiter, wenn das Material komplett zur Verfügung steht?
Das Material wird gesichtet und gemäß der Webstruktur gegliedert. Dann erfolgt das Layout erster Musterseiten. Eine Präsentation des Entwurfes geht als PDF zum Kunden. Danach: wieder O.K. oder Diskussion/Änderung/Anpassung, finale Freigabe des Designs. Es werden heutzutage nicht mehr alle Seiten durchlayoutet. Die Praxis hat gezeigt, dass eine repräsentative Auswahl von Layouts für die verschiedenen Seitentypen meist ausreicht. Dann erfolgt die Lieferung der noch fehlenden Inhalte durch den Auftraggeber und dann Go! Es kann nun programmiert werden. Irgendwann geht der Link der Demoversion zum Kunden. Dieser hat nun die Aufgabe, die korrekte Umsetzung zu kontrollieren, Es sollte fleißig durchgeklickt und herumgespielt werden. Dann: Abnahme, Freigabe, Upload auf den Liveserver - Fertig! In den anschließenden Monaten sollte dann das Besucherverhalten und die Listung bei Google & Co. im Auge behalten werden. Außerdem: wer es verpasst, auch in seiner Offline-Kommunikation für die neue Website zu werben, der verschenkt wertvolle Online-Kontakte.
Ganz schön viel Holz. Machst Du das alles ganz alleine?
Nein, das würde manchmal gar nicht funktionieren. Für Leistungen, die meine Kapazitäten oder Fertigkeiten übersteigen, habe ich starke Netzwerkpartner zur Hand. Jeder Teilbereich wird also wirklich vom Profi betreut. Bei der Arbeit mit dem Open Source CMS „Contao“ gibt es außerdem auch eine großartige Open Source Community, die schon so manches Mal bei Fragen und Problemen mit Sachkenntnis geholfen hat. Auch das Thema „Offpage SEO und SEM“ gehört in die Hand eines Dienstleisters, der auf diesen Bereich spezialisiert ist.
Ähnliches Prinzip bei Printprojekten?
Im Grunde schon: Briefing, Layoutentwicklung, Demoseiten, Designfreigabe, her mit den Inhalten, durchlayouten, Korrekturphasen, Finetuning, Bildbearbeitung, Druckvorlage, Druckabwicklung. Manchmal Spezialisten für Besonderheiten (z.B. Fotograf).
Einige Printprojekte sind bei dir quasi Daueraufträge, wie läuft das ab?
Periodika wie z.B. das Mitarbeitermagazin 1BLICK für die BMI Group, das „Werksblatt“ fürs Schulwerk der Diözese Augsburg oder diverse Supplements liegen mir besonders am Herzen, denn dabei handelt es sich um gut kalkulier- und planbare Projekte, die ich mit eingespielten Teams mehrmals jährlich abwickle. Unter Teams verstehe ich in dem Fall die Summe aus Auftraggeber (= Redaktion), mir als Grafikbüro und Externen wie beispielsweise einem hervorragenden Textbüro, das den gelieferten Artikeln oder Rohinformationen den journalistischen Schliff gibt. Auch ein Lektorat ist regelmäßig involviert. Redaktionssitzungen finden - z.B. bei der „1BLICK“ - regelmäßig via Videokonferenz statt, der Datenfluss läuft über Cloudplattformen wie G Drive, One Drive oder Dropbox. So kann ich im Prinzip komplette Magazinproduktionen ohne großen Overhead abwickeln.
Danke für das Gespräch!
Danke gleichfalls und viel Spaß beim Weiterlesen!